Maler | Albert Weisgerber |
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Titel | Schlafender Knabe im Wald |
Datierung | 1912 |
Material und Technik | Öl auf Leinwand |
Maße | 78 x 65 cm |
Objektart | Gemälde |
Gattung | Malerei |
Inventarnummer | AW 48 |
Sammlung | Albert-Weisgerber-Stiftung, St. Ingbert |
Bildnachweis | © Bildarchiv Albert-Weisgerber-Stiftung/Landesbildstelle Saarbrücken im LPM, Foto: Karin Heinzel Rechte vorbehalten |
Der Schlafende Knabe im Wald scheint die unerfüllte Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies einzulösen. Das Streben nach dem Urzustand des Menschen, nach einer Einheit von Mensch und Natur, gehörte zu den ersehnten Idealen im Expressionismus. Der von der Natur entfremdete Städter sollte sich wieder dem Ursprünglichen, dem Natürlichen und Unverfälschten zuwenden.
Das harmonische Einssein mit der Natur ist in dem schlafenden Knaben auf höchst sinnliche Weise verbildlicht. Die monumentalisierte Figur ruht inmitten der Stille des Waldes. Mit der rechten Hand umfasst der liegende Knabe sein ausgestrecktes Bein, mit der Linken greift er nach einem am Boden liegenden Schweißtuch, das sein angewinkeltes Bein, um die Hüfte geführt, sachte bedeckt. In der Abgeschiedenheit und Einsamkeit der Natur hat der ermattete Knabe Ruhe und Geborgenheit gefunden. Ein süßes Lächeln liegt auf dem tief im Schlaf versunkenen Antlitz mit seinen leicht geöffneten Lippen.
In dem Bestreben, eine Kunstform zu finden, die über den Impressionismus hinausweisen sollte, war Weisgerber in besonderem Maße von der Kunst Cézannes angezogen. Wie etliche andere Gemälde verweist auch die vorliegende Fassung auf Cézannes farbkonstruktive Methode, die als Möglichkeit der Verbildlichung zunehmend an Bedeutung gewinnt. Das intensive Spiel von Licht und Schatten im tiefen Inneren des Waldes findet ein farbiges Echo auf dem Leib und dem Lendentuch der Figur, was die Gelöstheit des schlafenden Knaben und seine harmonische Einbindung in die Natur zusätzlich unterstreicht.
"Das Streben nach dem Urzustand des Menschen, nach einer Einheit von Mensch und Natur, gehörte zu den ersehnten Idealen im Expressionismus. Der von der Natur entfremdete Städter sollte sich wieder dem Ursprünglichen, dem Natürlichen und Unverfälschten zuwenden."
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