Konservierung und Restaurierung
Das Gemälde mit dem Titel Bildnis Benno Baruch von Albert Weisgerber, gemalt 1910 (Abb. 1), gehört zu einer Gruppe von 5 Weisgerber-Gemälden, die 2019 von der Albert-Weisgerber-Stiftung St. Ingbert angekauft und durch die Restauratorin Katharina Deimel M.A. aus Saarbrücken restauriert worden sind.
Albert Weisgerber hat das Porträt von Benno Baruch auf einem textilen Bildträger (gewebt in Leinwandbindung) mit Ölfarben ausgeführt. Das Gemälde ist insgesamt 95,4 cm hoch und 85,6 cm breit.
Zustand des Gemäldes
Das Gemälde hat, wie auch das Haus des damaligen Besitzers, im Zweiten Weltkrieg einen Schaden erlitten, soweit die mündlichen Überlieferungen zur Geschichte des Bildes.
Bei einer ersten optischen Untersuchung der Vorderseite des Gemäldes ist aufgefallen, dass man in der Vergangenheit einen transparenten Überzug (Firnis) auf die Malerei aufbrachte, um die Gemäldeoberfläche unter anderem vor Umwelteinflüssen zu schützen. Dieser Firnis bestand aus in Chemikalien aufgelöstem Harz und war in den ersten Jahren zunächst fast farblos. Durch die Materialalterung hat der Firnis jedoch eine gelb-bräunliche Farbe angenommen. Dadurch ist der Farbeindruck der Malerei Albert Weisgerbers erheblich verfälscht worden. Außerdem war die Firnis-Lösung durch Fusseln stark verunreinigt. Trotz des dunklen Firnisüberzugs konnte man erkennen, dass das Hosenbein links der Hosentasche fleckig und farblich sehr dunkel wirkte. Auch die Oberflächenstruktur war in diesem Bereich glatter als die des restlichen Gemäldes, dabei leicht nach vorne gewölbt und von Rissen durchzogen (Abb. 2).
Diese Phänomene sprachen für eine großflächige Übermalung und ließen vermuten, dass die Leinwand in diesem Bereich beschädigt wurde. Eine Begutachtung der Rückseite bestätigte dies. Man hatte das Porträt in der Vergangenheit flächig von der Rückseite mit einem feinen, baumwollartigen Gewebe hinterklebt (Fachbegriff: Doublierung). Diese Technik wendete man in der Regel an, wenn ein Bildträger einen starken strukturellen Schaden (z.B. einen Riss oder ein Loch) aufgewiesen hat.
Durchgeführte Restaurierung
Um die originale Farbwirkung wiederherzustellen, sollte zunächst der gelb-braune, von Fusseln verunreinigte Firnis abgenommen werden. Nach einer Testreihe erfolgte die Firnisabnahme mit einem Gemisch aus Lösungsmitteln (auf der Basis von Alkohol) und Wattestäbchen. Dies dauerte ca. 16 Stunden (Abb. 3 und 4).
Dabei konnte man erkennen, dass hier zwei Firnis-Schichten übereinander lagen. Die untere war sehr stark gelb-braun verfärbt mit einer Schmutzablagerung darauf. Darüber hatte man später den zweiten, mit Fusseln verunreinigten Firnis aufgetragen und den Schmutz dabei eingeschlossen.
Nach der Firnisabnahme zeigte sich, dass der Anzug des dargestellten Benno Baruch nicht braun, sondern violett-blau ist. Die Übermalung im Hosenbein war bräunlich, dem verfärbten unteren Firnis angepasst und von dem Firnis mit Fusseln bedeckt. Da die bräunliche Farbe der Übermalung sich chemisch nur langsam lösen ließ, blieb der größte Teil bei der Firnisabnahme stehen und konnte in ihrem Ausmaß dokumentiert werden (Abb. 5).
Unter der Übermalung war die originale Malerei zwar beschädigt (durchscheinende Grundierung), aber noch in großen Teilen vorhanden. Nahe der Hosentasche zeigte sich unter der Übermalung eine dicke, weiße Kittung (Ø ca. 7,5 cm; Abb. 6). Das harte, unflexible und dadurch rissige Kittmaterial verdeckte offensichtlich eine Beschädigung der Leinwand. Die Kittung konnte mechanisch vorsichtig abgetragen werden (Dauer ca. 6 h). Darunter fand man ein ca. 4 cm breites, keilförmiges Loch in der Leinwand (Abb. 7).
Um das Loch so zu schließen, dass es sich nicht wieder durch Risse markiert, hat man ein Stück Leinwand eingesetzt (Intarsie) und diese mit Kreidegrund dünn grundiert (Abb. 8). Danach retuschierte man den Bereich mit Aquarellfarben und brachte einen neuen Firnis auf das Gemälde auf.
Abschließend erfolgte eine lasierende Endretusche des Hosenbeins mit Ölfarben, um die Farbwerte zu optimieren (Abb. 9).
Um das Loch so zu schließen, dass es sich nicht wieder durch Risse markiert, hat man ein Stück Leinwand eingesetzt (Intarsie) und dies mit Kreidegrund dünn grundiert (Abb. 8). Danach retuschierte man den Bereich mit Aquarellfarben und brachte einen neuen Firnis auf das Gemälde auf.
Abschließend erfolgte eine lasierende Endretusche des Hosenbeins mit Ölfarben, um die Farbwerte zu optimieren (Abb. 9).
Damit der Farbauftrag der beiden Retuschevorgänge nicht zu kompakt wurde, und die noch vorhandene originale Farbe in dem Bereich sichtbar blieb, ist eine sogenannte Punktretusche (bestehend aus vielen kleinen Punkten) durchgeführt worden (Dauer ca. 14 Stunden). Danach konnte man das Gemälde wieder in den gereinigten Zierrahmen setzen (Abb.10).
Dipl. Restauratorin Katharina Deimel, Master of Arts (M.A.)
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