Der Illustrator und Zeichner

Albert Weisgerber hinterließ ein umfangreiches und vielgestaltiges zeichnerisches Œuvre. Es umfasste ursprünglich wohl mehr als tausend Zeichnungen, Aquarelle und Gouachen. 

Mit dem Zeichnen hatte Weisgerber seine künstlerische Laufbahn begonnen. Ohne jeden öffentlichen Anspruch entstanden während der Ausbildung an der Akademie zahlreiche Studienblätter. Sie dienten der Übung der Hand und der Schärfung des Auges des Lernenden. Doch schon bald entwickelte Weisgerber einen eigenen, impulsiven zeichnerischen Stil.

Mit dem Eintritt in die Münchner Akademie knüpfte der junge Künstler Kontakte zur progressiven Münchner Zeitschrift Jugend, einem satirisch-humoristischen Unterhaltungsblatt, das ihn über viele Jahre hinweg durch die Veröffentlichung seiner Zeichnungen finanziell stützte und seine besondere Befähigung als Illustrator auch beim breiten Publikum bekannt machte.

Die internationale Ausrichtung und die Forderung nach zeitgemäßen künstlerischen Ausdrucksformen verband die Jugend mit der Münchner Secession im Kampf gegen die konservativen Kräfte. Für das progressive Wochenblatt, das mit seiner linearen Ornamentik zur Namensgeberin des Jugendstils wurde, schuf der Maler bis 1913 rund 500 Illustrationen. Wie sein Lehrer Franz von Stuck zählte er damals zu den ersten Mitarbeitern der Zeitschrift.

Ausgezeichnetes leistete Weisgerber aber auch als Plakatgestalter. Die meisten davon gingen als preisgekrönte Entwürfe aus Wettbewerben hervor und zählen zu den Meisterwerken im Bereich der modernen Plakatkunst. 

Neben der im Wesentlichen auftragsgebundenen Grafik entstanden aber auch jede Menge freie Zeichnungen. Diese bereiteten größtenteils die Malskizzen und Gemälde vor und enthielten dementsprechend Kompositionsskizzen und Einzelstudien. Die freien zeichnerischen Studien und Skizzen lassen höchst eindrucksvoll Weisgerbers leidenschaftliches Ringen um die Form und den Gegenstand erkennen.