Pressefest, 1913

Der Münchner Dirigent und Komponist Richard Strauss befand sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Zenit seines künstlerischen Schaffens. Zunächst für seine symphonischen Dichtungen bekannt, feierte er im Bereich der Oper seine größten Erfolge. Die Themen seiner Opern fanden weltweit Aufmerksamkeit und gaben Anlass zu zahlreichen humoristischen und satirischen Illustrationen. So auch für das 1912 von Albert Weisgerber entworfene Plakat des Münchner Pressefestes, das 1913 unter dem Motto “Eine Richard Strauss Woche” stand.

Mit gestalterischer Bravour kombinierte Albert Weisgerber die erfolgreichsten Opernstücke des Komponisten – Salome, Elektra und der Rosenkavalier – und inszenierte diese in einem farbstarken Arrangement.

Ein schwerer Theatervorhang in kräftigem Rot bildet den Rahmen für die hohe Bühne. Er öffnet den Blick auf die Protagonisten der Straussschen Werke. Leichtfüßig und mit laszivem Charme tanzt Salome im rechten Bildvordergrund auf Zehenspitzen. Ihr lockender Körper wendet sich dem im Rokokokostüm gekleideten Rosenkavalier zu, der an Johannes statt den Kopf verloren hat. In exaltierter Tanzpose bildet er das Zentrum der gelungenen Farbkomposition. Sein geköpftes Haupt liegt ihm zu Füßen in einer Schüssel am Boden. Sein begehrlicher Blick richtet sich zur tanzenden Salome empor. 

Dem versierten Opernkenner eröffnet die Szenerie ein reiches Spiel an möglichen Deutungen und Assoziationen. Tragödie und Komödie vereinen sich in dem Plakat zu einem ausgelassen Fest.