Albert Weisgerber und Rotary St. Ingbert

Der in St. Ingbert geborene Künstler Albert Weisgerber übt auf die kunstinteressierten Bürger in St. Ingbert und damit auch auf die Mitglieder des Rotary Club St. Ingbert eine ganz besondere Faszination aus.

So war es nur folgerichtig, dass sich der RC St. Ingbert im Jahre 2020 entschieden hat, konzeptionell und finanziell den Aufbau eines virtuellen Albert-Weisgerber-Museums zu unterstützen. Dabei haben sich zahlreiche Mitglieder des Rotary Clubs für dieses Vorhaben interessiert und selbst engagiert mitgearbeitet.

Immer wieder tauchte dabei die Frage auf, ob Albert Weisgerber – würde man das Zeitgeschehen in die heutige Zeit transferieren – sich unter Umständen auch den rotarischen Zielen zugehörig gefühlt hätte und eventuell sogar selbst Rotarier geworden wäre.

Der Rotarier von heute möchte freundschaftliche Beziehungen zu anderen Menschen entwickeln, um sich dann anderen nützlich zu erweisen. Es sollen im Geschäfts- und Berufsleben hohe ethische Ziele verwirklicht werden, der Wert jeder nützlichen Tätigkeit soll anerkannt werden und die berufliche Tätigkeit des Rotariers soll als eine Möglichkeit zum Dienst an der Gesellschaft gewürdigt werden. Rotarier sind eine Gemeinschaft, die Völkerverständigung und Frieden durch eine im Ideal des Dienens vereinte Wertegemeinschaft aus beruflich erfolgreichen Frauen und Männern fördert. Dabei ist für den Rotarier von heute natürlich auch wichtig, sinnstiftende karitative, kulturelle und soziale Projekte in der Region auf vielfältige Art und Weise zu unterstützen. Dies geht oft weit über ein rein finanzielles Engagement hinaus.

Albert Weisgerber hat in seinem leider viel zu kurzen Leben herausragende Werke geschaffen und zählt zu den großen Begabungen der deutschen Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Durch seine zahlreichen Reisen ist sein unbändiger Entdeckergeist spürbar und sein Wunsch, den eigenen Horizont ständig zu erweitern. Dies drängt sich beim Lesen der Literatur zu Albert Weisgerber auf.

Mit Sicherheit war er in der damaligen Zeit ein talentierter und intensiver Netzwerker. Er pflegte zahlreiche Kontakte zu bildenden Künstlern, Literaten und führenden Persönlichkeiten der Gesellschaft. Weisgerber hat sich stets für andere eingesetzt. So war er bereits während des Studiums als Vorsitzender des Vereins der Kunstgewerbeschüler tätig und übernahm auf dem Höhepunkt seiner Karriere als erster Präsident der Neuen Münchner Secession eine führende Rolle innerhalb der 1913 gegründeten, progressiven Künstlervereinigung. Sein Engagement beschränkte sich jedoch nicht allein auf das Administrative. Auch in menschlicher Hinsicht bewies er Größe. Für den schwer erkrankten Malerfreund Eugen von Kahler etwa organisiert er kurz vor dessen Tod noch eine Einzelausstellung in einer der führenden Münchner Galerien und bemühte sich um andere Künstler.

Albert Weisgerber war zweifelsohne eine exponierte Persönlichkeit mit kosmopolitischen Ambitionen, der aber immer wieder die Nähe zu seiner Heimatstadt St. Ingbert gesucht hat und mit großem Interesse die Entwicklung der ihm verbundenen Menschen verfolgt hat. Insofern war er ein überaus erfolgreicher Bürger unserer Stadt und soll mit einem eigenen Museum, das Leben und Werk widerspiegelt, geehrt werden. Der Rotary Club St. Ingbert ist stolz darauf, dieses Projekt gemeinsam mit der Albert-Weisgerber-Stiftung realisiert zu haben.

St. Ingbert, im März 2021
Mathias Beers
Präsident Rotary Club St. Ingbert 2020/2021