Maler | Albert Weisgerber |
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Titel | Der Bunte Vogel |
Datierung | 1911 |
Material und Technik | Farblithographie |
Maße | 83,5 x 130 cm |
Signatur | rechts unten: AWEISGERBER.11. Vereinigte Kunstanstalten A.-G., München 31. |
Objektart | Plakat |
Gattung | Druckgraphik |
Inventarnummer | AW DXV |
Sammlung | Albert-Weisgerber-Stiftung, St. Ingbert |
Bildnachweis | © Bildarchiv Albert-Weisgerber-Stiftung/Foto: Frank Hasenstein Rechte vorbehalten |
Weisgerbers exzellenter Ruf als Plakatkünstler wurde zweifelsfrei auch durch sein Aufsehen erregendes Plakat für die Künstler- und Studentenkneipe Der Bunte Vogel begründet.
Der spätere Gründungsdirektor der Neuen Sammlung München, Günther Freiherr von Pechmann, sparte in seinem 1914 erschienen Aufsatz zur Münchner Plakatkunst nicht mit Lob und bekannte, dass „das Plakat für die Künstlerkneipe ‘Bunter Vogel’ wohl als das beste Plakat genannt werden muß, das gegenwärtig in München angeschlagen ist.“1
Im Juni 1911 hatte die Wirtin Hedi König die Räume einer ehemaligen Weinhandlung mit Probierstube in der Münchner Barerstraße 53 gepachtet. Das Lokal, das nach Umbau und Erweiterung der Räume von Albert Weisgerber und Heinz Braune, dem späteren Leiter der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, gemeinsam eingerichtet wurde, gehörte zu den beliebten Schwabinger Szenelokalen und trat schon bald in Konkurrenz zum Simplicissimus, dem legendären Künstlertreffpunkt der Kathi Kobus in der Türkenstraße. Zu den Stammgästen des Bunten Vogel zählte die junge Münchner Bohème, darunter zahlreiche Schriftsteller und Maler, wie etwa Max Unold, Joachim Ringelnatz und Albert Weisgerber.
Das hochformatige Plakat mit dem bunten Tukan als beherrschendem Motiv, erzielte durch die Wahl weniger kräftiger Komplementärfarben eine äußerst plakative Wirkung. Neben dem exotischen Vogel mit dem mächtigen Schnabel, der auf einer diagonal ansteigenden schwarzen Fläche steht, hatte Weisgerber in Brusthöhe des Vogels sechs grüne Flaschen mit roten Kapseln nebeneinander in die Raumtiefe gestaffelt. Das leuchtende Gelb an Brust, Beinen und einzelnen Federn bildete einen wirkungsvollen Kontrast zu dem Blau des restlichen Körpers. Die lebendige, heitere Ausstrahlung des Plakates erfuhr durch das Flaschengrün als komplementärem Klang zu den roten Kapseln, der Schrift und den roten Farbakzenten im Federkleid farblich eine zusätzliche Steigerung. Wie die von Thomas Theodor Heine für den Simplicissimus geschaffene rote Dogge gab das Signet in witzig pointierter Weise Auskunft über die dort verkehrende Klientel.
Der Bunte Vogel wurde buchstäblich zum Markenzeichen des bekannten Szenelokals, dessen Name zum Synonym für die illustre Schar der dort anzutreffenden Studenten und Künstler avancierte.
1 Günther von Pechmann, Münchner Plakatkunst, in: Seidels Reklame, 1914, S.169-174, S.170.
"Die lebendige, heitere Ausstrahlung des Plakates erfuhr durch das Flaschengrün als komplementärem Klang zu den roten Kapseln, der Schrift und den roten Farbakzenten im Federkleid farblich eine zusätzliche Steigerung. Wie die von Thomas Theodor Heine für den Simplicissimus geschaffene rote Dogge gab das Signet in witzig pointierter Weise Auskunft über die dort verkehrende Klientel."
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