Maler | Albert Weisgerber |
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Titel | Selbstbildnis am Attersee |
Datierung | 1911 |
Material und Technik | Öl auf Leinwand |
Maße | 78 x 65 cm |
Objektart | Gemälde |
Gattung | Malerei |
Inventarnummer | AW 13 |
Sammlung | Albert-Weisgerber-Stiftung, St. Ingbert |
Bildnachweis | © Bildarchiv Albert-Weisgerber-Stiftung/Foto: Tom Gundelwein Rechte vorbehalten |
Die Befragung der eigenen Person im Selbstbildnis begleitete den Maler durch alle Schaffensphasen. Weisgerber malte das Selbstbildnis in Unterach am österreichischen Attersee, wo er sich im Sommer 1911 gemeinsam mit dem Maler Fritz Burger-Mühlfeld für insgesamt zwei Monate aufhielt. Das Selbstbildnis am Attersee ist ein eindrucksvolles Ergebnis seiner Malerei en Pleinair. Es gehört zu den wenigen Bildnissen, in denen sich der Künstler in der freien Natur darstellt.
Imposant setzt sich der stolze junge Mann in Halbfigur mit über der Brust geöffnetem weißem Hemd vor der weiten Landschaft des Attersees in Szene. Gleißend helles Sonnenlicht ist auf ihn gerichtet. In Hemd und Inkarnat spiegeln sich die Farben des landschaftlichen Hintergrundes. Der grün-blaue See und das tiefe Blau des Himmels bilden die Folie für die Gestalt des aufstrebenden Malers, dessen forschender und durchdringender Blick in die Ferne gerichtet ist. Weisgerber tritt selbstbewusst vor die Natur und steht zugleich mit ihr in innerer Spannung.
In der Intensität der Buntfarben findet das Expressive und psychisch Gesteigerte in dem Gemälde eine besondere Betonung. Aus dem fast visionären Blick des Malers in die Ferne sprechen eine leidenschaftliche Tatkraft und Entschlossenheit, zugleich jedoch eine unbestimmte Melancholie und Trauer, die bereits an die düsteren religiösen Stoffe der Spätzeit denken lassen.
Hans Purrmanns Erinnerungen an seinen Jugendfreund aus Münchner Tagen finden in dem vorliegenden Bildnis eine merkwürdige Entsprechung.
„Wenn ich an Weisgerber zurückdenke, so sehe ich ihn vor mir als Zwanzigjährigen, ausgestattet mit robuster Gesundheit und erfüllt von Lebens- und Kunstwillen. Sein Blick war leuchtend, zuweilen jedoch von einer unbestimmten Trauer, einem unsteten Suchen verdunkelt. Die Augen lagen, von starken Brauen geheimnisvoll überschattet, tief unter der Stirn. Leicht entzündlichen Temperamentes, konnte er aufschäumen bis zur Trunkenheit; die sich von kritischem Nachdenken keine Zügel auferlegen ließ.“¹
Hans Purrmann gehörte zu Weisgerbers engsten und lebenslangen Freunden. Die jungen Maler hatten sich bei der Aufnahmeprüfung an der Münchner Kunstakademie kennen gelernt.
¹ Hans Purrmann: Erinnerungen an einen Jugendfreund, in: Albert Weisgerber, Worte seiner Freude, S. 39.
"Wenn ich an Weisgerber zurückdenke, so sehe ich ihn vor mir als Zwanzigjährigen, ausgestattet mit robuster Gesundheit und erfüllt von Lebens- und Kunstwillen. Sein Blick war leuchtend, zuweilen jedoch von einer unbestimmten Trauer, einem unsteten Suchen verdunkelt. Die Augen lagen, von starken Brauen geheimnisvoll überschattet, tief unter der Stirn. Leicht entzündlichen Temperamentes, konnte er aufschäumen bis zur Trunkenheit; die sich von kritischem Nachdenken keine Zügel auferlegen ließ."
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