Junges Bauernmädchen, 1904

Maler Albert Weisgerber
Titel Junges Bauernmädchen (Schnitterin)
Datierung 1904
Material und Technik Öl auf Leinwand
Maße 94,6 x 74,3 cm
Signatur rechts unten: AWeisgerber 04.
Objektart Gemälde
Gattung Malerei
Inventarnummer AW 78
Sammlung Albert-Weisgerber-Stiftung, St. Ingbert
Bildnachweis © Bildarchiv Albert-Weisgerber-Stiftung/Foto: Raphael Maaß Rechte vorbehalten

Das Gemälde aus dem Jahr 1904 veranschaulicht eindrucksvoll Weisgerbers neue Leidenschaft für die malerischen Problemstellungen des Impressionismus. 

Wenige Jahre zuvor hatte sich der junge Maler als frisch gebackener Absolvent der Münchner Akademie der Freilichtmalerei geöffnet. Gleich nach Beendigung des Studiums kehrte er dem intensiven Münchner Kunstleben 1901 den Rücken, um mit seinem Malerfreund Gino de Finetti im Bayerischen Wald in der Einsamkeit der Natur zu malen. Es entstand eine Reihe von Bildern mit Motiven aus der bäuerlichen Lebens- und Arbeitswelt, die von einer intensiven malerischen Beschäftigung mit den Wirkungen des Lichtes in der freien Natur zeugen.

Weisgerber erweist sich in dem Gemälde als glänzender Pleinairist. Die brillante Darstellung einer Schnitterin mit Kopftuch, weißer Bluse und gelbbrauner Schürze besticht durch eine kraftvolle, energiegeladene Malerei, deren großartige Lichtführung der jungen Frau im gleißenden Sonnenlicht durch die wechselnden Licht- und Schattenereignisse eine nahezu feierliche Wirkung verleiht. Das Werk darf zweifellos zu den Spitzenwerken des Malers gezählt werden.

Vor dem Hintergrund rasanter wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Veränderungen, einer zunehmenden Industrialisierung und Verstädterung, Entfremdung und Entgrenzung, erfuhren im Impressionismus die private Sphäre, aber auch die Orte des Rückzugs und der Stille eine besondere Aufmerksamkeit. Auf der Suche nach Ursprünglichkeit und Unverfälschtheit richteten die impressionistischen Maler ihr Augenmerk nicht nur auf die natürliche Schönheit der Landschaft, sondern auch auf die dort lebenden und arbeitenden Menschen.

Auf seiner Suche nach einer neuen künstlerischen Authentizität hatte Weisgerber jedoch keineswegs die Absicht primär flüchtige optische Eindrücke festzuhalten, sondern dem Motiv eine eigene emotionale Qualität und Stimmung zu verleihen. Dies ist ihm hier in hervorragender Weise gelungen.

Die Schnitterin sitzt mit ausgebreitetem Rock und Schürze, den Kopf im Profil nach rechts gewendet, allein vor einem sandfarbenen Abhang. Weisgerber setzt die Frau unmittelbar und groß ins Bild. Den Blick gedankenvoll in die Ferne gerichtet, lässt sie ihre Arbeit unter der Hitze des gleißenden Sonnenlichtes ruhen.  Ein Moment zeitloser Stille und Einkehr wohnt der Darstellung inne. Weisgerber enthebt die Figur dem vorübergehenden Augenblick und veranschaulicht ihr einfaches Dasein.

"Vor dem Hintergrund rasanter wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Veränderungen, einer zunehmenden Industrialisierung und Verstädterung, Entfremdung und Entgrenzung, erfuhren im Impressionismus die private Sphäre, aber auch die Orte des Rückzugs und der Stille eine besondere Aufmerksamkeit. Auf der Suche nach Ursprünglichkeit und Unverfälschtheit richteten die impressionistischen Maler ihr Augenmerk nicht nur auf die natürliche Schönheit der Landschaft, sondern auch auf die dort lebenden und arbeitenden Menschen."