Selbstbildnis mit Dame in Rot, 1906

Maler Albert Weisgerber
Titel Selbstbildnis mit Dame in Rot
Datierung 1906
Material und Technik Öl auf Leinwand
Maße 82 x 64 cm
Objektart Gemälde (Fragment)
Gattung Malerei
Inventarnummer AW 11
Sammlung Albert-Weisgerber-Stiftung, St. Ingbert
Bildnachweis © Bildarchiv Albert-Weisgerber-Stiftung/Foto: Tom Gundelwein Rechte vorbehalten
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Selbstbildnis mit Dame in Rot
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Selbstbildnis mit Dame in Rot
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Das Selbstbildnis mit Dame in Rot gibt einige Rätsel auf. Der Bildtitel führt zunächst in die Irre. Vergeblich sucht man in dem Gemälde nach der im Titel erwähnten Dame in Rot. 

Eine Schwarzweißfotografie, die sich im Nachlass des Künstlers erhalten hat, gibt uns Aufschluss. Sie zeigt das ursprüngliche Gemälde, bei dem es sich einst um ein Doppelporträt des Malers zusammen mit seiner Gefährtin Margarete handelte. Das ursprüngliche Bildnis zeigte das Paar nur wenig unter Lebensgröße in ganzer Figur. Die Dame wurde mit der gesamtem rechten Bildhälfte und dem unteren Drittel des Ursprungsbildes zu einem späteren Zeitpunkt abgetrennt. Das in der St. Ingberter Sammlung vorliegende Gemälde ist also letztlich ein Fragment.

Vermutlich wurde das Gemälde von dem Künstler selbst auf den heutigen Bildausschnitt reduziert und beschnitten. Wie seine Frau Margarete berichtete, zerstörte Weisgerber des Öfteren einzelne Werke, die seinem kritischen Blick und seinen hohen künstlerischen Ansprüchen nicht genügten.

Weisgerber trägt ein schwarzes Jackett mit weißem Kragen und breiter dunkelrot-violetter Fliege. Er steht in leichter Körperdrehung vor einer Raumecke seines Ateliers, an der ein stark angeschnittenes Bild in schwerem Rahmen und einige Ölskizzen zu erkennen sind.  Sein Schnurrbart ist kurioserweise nur provisorisch ausgeführt.

Das erhaltene Fragment ist von einem leichten Galerieton überzogen, wie überhaupt die traditionelle Malweise des Bildes dem dunklen Ton der Münchner Malerschule verbunden ist. Obwohl das Gemälde wohl bereits in Weisgerbers Pariser Atelier entstand, lässt es noch keinerlei Pariser Einflüsse erkennen. Stattdessen verweist es auf Weisgerbers künstlerisches Frühwerk, das bis in die Umbruchzeit der Jahre 1905 und 1906 reicht.

Wiederholt suchte Weisgerber in Selbstbildnissen den Dialog mit dem eigenen Ich und gab sich Rechenschaft über sich, über seine Arbeit und seine Befindlichkeit. Als Nachwuchstalent der Münchner Secession hatte Weisgerber bereits einige Erfolge und sah sich in dem Bildnis auf dem Weg zu einem angesehenen Künstler. Dem noch ein wenig unsicher fragenden Jüngeren folgt Jahre später der gereifte und arrivierte Künstler, der im bürgerlichen Habitus um seine gesellschaftliche Stellung als Vorsitzender der Neuen Münchner Secession weiß.

"Vermutlich wurde das Gemälde von dem Künstler selbst auf den heutigen Bildausschnitt reduziert und beschnitten. Wie seine Frau Margarete berichtete, zerstörte Weisgerber des Öfteren einzelne Werke, die seinem kritischen Blick und seinen hohen künstlerischen Ansprüchen nicht genügten."