Bildnis des Malers Levier, 1906

Maler Albert Weisgerber
Titel Bildnis des Malers Levier
Datierung 1906
Material und Technik Öl auf Leinwand
Maße 80 x 64,4 cm
Signatur rechts unten: AWEISGERBER 06. PARIS
Objektart Gemälde
Gattung Malerei
Inventarnummer AW 78
Sammlung Albert-Weisgerber-Stiftung, St. Ingbert
Bildnachweis © Bildarchiv Albert-Weisgerber-Stiftung/Foto: Raphael Maaß Rechte vorbehalten

Albert Weisgerber malte 1906 in Paris ein Bildnis des italienischen Malers Adolfo Levier.

Das Bildnis lässt deutlich Weisgerbers intensive Auseinandersetzung mit der französischen Kunst erkennen. Wie schon in München konzentrierte sich der Maler auch in Paris insbesondere auf Porträts – so schuf er vor allem Bildnisse der mit ihm in Paris verweilenden Künstlerfreunde. Das halbfigurige Porträt des italienischen Malerkollegen, der in München, Paris und Wien tätig war, offenbart spürbar Weisgerbers Bewunderung für die Werke Édouard Manets, dessen abstrahierende Gestaltungsweise auf ihn vorbildhaft wirkte.

Adolfo Levier, 1873 in Triest geboren, kam mit 26 Jahren zum Kunststudium nach München. Im Gegensatz zu seinem Lehrer, dem Triester Maler Giovanni Zangrando, der die Münchner Kunstakademie besucht hatte, nahm er Unterricht an der privaten Kunstschule von Heinrich Knirr, die europaweit starken Zuspruch fand. Zu den bekanntesten Schülern der privaten Malschule zählten Paul Klee, aber auch Albert Weisgerbers Weggefährten Rudolf Levy und Eugen von Kahler. Es ist anzunehmen, dass sich Weisgerber und Levier bereits aus München kannten. 

Der Monokel tragende Maler im Dreiviertelprofil ist nach links gewendet. Die Linke in die Seite gestützt, sitzt die Halbfigur vor einem unbestimmten grau-grünem Grund auf einem Tisch, von dem lediglich ein schmaler Streifen einer farbigen Tischdecke zu erkennen ist. Der junge Maler ist in ein Hemd mit Stehkragen und Anzug gekleidet. Weisgerber umreißt die Gestalt in strenger Silhouette. Deutlich hebt sich die Figur von dem neutralen grauen Hintergrund ab. Der skizzenhafte und dünne, flächige Farbauftrag des in dunkelblauen und violetten Farbtönen gehaltenen Anzugs steht in auffälligem Kontrast zu der virtuosen malerischen Behandlung des Gesichtes, die der markanten Physiognomie des Porträtierten Plastizität verleiht und eine vertiefte Charakterisierung der Persönlichkeit erkennen lässt. Der Dargestellte scheint den Betrachter durch sein Monokel gleichsam in kühler Distanziertheit ins Visier zu nehmen. Durch die gespannte Körperhaltung und die betonte Akzentuierung der gespreizten Finger der in der Hüfte aufgestützten Hand, erfährt die feingliedrige Figur eine pointierte bildliche Verdichtung. Die flächige und dekorative Malweise ist bezeichnend für Porträts dieser Zeit. Nach Aussage von Weisgerbers Witwe hatte auch Levier ein Bildnis Albert Weisgerbers gemalt, das bis heute jedoch nicht aufgefunden ist.

"Die flächige und dekorative Malweise ist bezeichnend für Porträts dieser Zeit. Nach Aussage von Weisgerbers Witwe hatte auch Levier ein Bildnis Albert Weisgerbers gemalt, das bis heute jedoch nicht aufgefunden ist."