Maler | Albert Weisgerber |
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Titel | Schnitter |
Datierung | 1902 |
Material und Technik | Öl auf Leinwand |
Maße | 164 x 69 cm |
Objektart | Gemälde |
Gattung | Malerei |
Inventarnummer | AW 22 |
Sammlung | Albert-Weisgerber-Stiftung, St. Ingbert |
Bildnachweis | © Bildarchiv Albert-Weisgerber-Stiftung/Foto: Tom Gundelwein Rechte vorbehalten |
Die Befreiung und Abkehr von der dunkeltonigen Ateliermalerei der Stuck-Schule ist schon bald nach Weisgerbers Austritt aus der Akademie in dem Gemälde Schnitter aus dem Jahr 1902 sichtbar. Das Bild entstand in dem kleinen Dorf Regen im Bayerischen Wald. Es dokumentiert eine erste Auseinandersetzung des Künstlers mit der Freilichtmalerei.
Zusammen mit seinem Freund, dem Maler Gino de Finetti, hatte Weisgerber zu jener Zeit fluchtartig sein Münchner Atelier verlassen und war zum Malen in der freien Natur aufgebrochen. Gino de Finetti erinnerte sich wie folgt an den gemeinsamen Aufenthalt:
„Im Frühjahr 1901 hatte Weisgerber wohl genug von seiner düsteren Malklasse. Und ich verspürte Lust, die auf der Akademie gelernten Gesetze des Freilichtes auf eigene Faust vor der Natur zu überprüfen. Mit geringem Gepäck und vielen Farben fuhren wir los, aufs Geratewohl, hinein in den bayerischen Wald. Der Marktflecken Regen war unsere erste Station. Die Gegend gefiel uns. In Regen hatte sich Weisgerber sofort auf die Landschaften gestürzt und malte sorgfältig durchgeführte Birkenstudien und ein genau gezeichnetes Panorama von Regen. Schwer plagte er sich mit einem lebensgroßen Schnitter in der Sonne.“
Ein in dem Ort heimischer Bergbauer stand dem Maler im Freien Modell. Das schlichte Leben der Bauern und ihre Arbeit wurden zu Weisgerbers Motiv. Ohne Sozialkritik gab er ihr einfaches Dasein wieder. Weisgerber malte den Schnitter fernab der bäuerlichen Gemeinschaft als einzelne Figur. In gleißendem Licht steht die einsame Gestalt aufrecht vor den mit heftigen Pinselzügen gemalten sonnenbeschienenen Feldern. Die in starker Untersicht gesehene Figur füllt annähernd das gesamte Bildformat aus. Aus dem übergeordneten landschaftlichen Zusammenhang isoliert, erscheint die hagere Gestalt ganz auf sich alleingestellt. Die innere Monumentalität der Figur und ihr Pathos, das durch die harte Lichtführung zusätzlich betont wird, verleihen dem Schnitter Feierlichkeit und Würde. Verbindungen zur Dachauer Schule werden in diesem Gemälde aus Weisgerbers Frühzeit spürbar.
"Das schlichte Leben der Bauern und ihre Arbeit wurden zu Weisgerbers Motiv. Ohne Sozialkritik gab er ihr einfaches Dasein wieder. Weisgerber malte den Schnitter fernab der bäuerlichen Gemeinschaft als einzelne Figur. In gleißendem Licht steht die einsame Gestalt aufrecht vor den mit heftigen Pinselzügen gemalten sonnenbeschienenen Feldern. Die in starker Untersicht gesehene Figur füllt annähernd das gesamte Bildformat aus."
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