Maler | Albert Weisgerber |
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Titel | Bildnis Benno Baruch |
Datierung | 1910 |
Material und Technik | Öl auf Leinwand |
Maße | 95,4 x 85,6 cm |
Signatur | links unten: AWEISGERBER. darunter:10 |
Objektart | Gemälde |
Gattung | Malerei |
Inventarnummer | AW 73 |
Sammlung | Albert-Weisgerber-Stiftung, St. Ingbert |
Bildnachweis | © Bildarchiv Albert-Weisgerber-Stiftung/Foto: Raphael Maaß Rechte vorbehalten |
Das Bildnis lässt in Koloristik und dem sparsamen flächigen Farbauftrag den Einfluss der französischen Kunst sichtbar werden. Die Begegnung mit Frankreich führte Weisgerber zur Farbe, ohne dass er jedoch seine Verwurzelung in der Münchner Malerei preisgab.
Für viele Künstler und insbesondere Maler aus ganz Europa wurde die französische Kunstmetropole Paris als Wiege der Neuerungen bereits im 19. Jahrhundert ein Magnet von enormer Zugkraft. Im Herbst 1905 brach auch der junge Münchner Maler Albert Weisgerber in die französische Hauptstadt auf, um die moderne Kunst am Ort ihrer Entstehung zu studieren. Wie viele Künstler aus Deutschland interessierte auch ihn, was in Paris vor sich ging. Er besuchte Museen, Galerien und private Sammlungen und weilte mit finanzieller Unterstützung der Münchner Zeitschrift Jugend dort mit Unterbrechungen fast zwei Jahre. Anschluss fand er in Paris zum legendären Künstlerkreis des Café du Dôme im Montparnasse, wo der Dialog mit den in Paris vollzogenen Entwicklungen vor allem von vielen deutschen Künstlern intensiv geführt wurde. Dort traf er sich u.a. mit Hans Purrmann, Rudolf Levy, Jules Pascin und wurde mit Henri Matisse bekannt. Einfluss gewannen neben Henri Matisse auch Édouard Manet und vor allem Paul Cezanne.
Benno Baruch war ein Schwager von Weisgerbers erstem Mäzen Ludwig Prager. Die Familie Prager kam ursprünglich aus Heilbronn. Ludwig Pragers Lieblingsschwester Eugenie hatte Benno Baruch, den Besitzer einer Färberei, dort in jungen Jahren geheiratet. Nach kinderloser Ehe verstarb Benno Baruch bereits im Jahr 1912. 1904 war das Paar von Heilbronn nach München übergesiedelt, wo Baruchs Witwe den ebenfalls verwitweten Oberbürgermeister Wilhelm von Borscht 1916 heiratete. Auch den mit der Familie Prager bekannten Wilhelm von Borscht hatte Weisgerber zuvor bereits porträtiert.
Weisgerber malt Baruch nach halblinks gewandt in halbfiguriger Darstellung, den Kopf im Dreiviertelprofil vor einem neutralen graugrünen Vorhang, der zwei Drittel der Bildbreite einnimmt neben einer hellen Wand. Baruch trägt einen grauen Gehrock und Weste, ein weißes Hemd mit Stehkragen und eine rote Krawatte. Die Linke in der Hosentasche, hat er die Rockschöße hinter den Unterarm geschoben. Eine Krawattennadel mit aufgesteckter Perle sowie eine in zartem Pinselstrich angedeutete Uhrkette sind sehr dezent als Schmuck zu sehen. Das Interieur ist ansonsten jedoch nicht näher bezeichnet.
Ein mildes, kaum wahrnehmbares Lächeln liegt auf Baruchs blassem Gesicht. Seine braunen Augen schauen gedankenverloren, fast abwesend in Richtung des Betrachters. Benno Baruch war nach Aussage Ludwig Pragers ein ruhiger, sehr gütiger Mann, dessen zurückhaltendes und sensibles Wesen in dem Porträt anschaulich wird. Trotz der repräsentativen Positur wirkt er eher zurückgenommen und unsicher.
"Ein mildes, kaum wahrnehmbares Lächeln liegt auf Baruchs blassem Gesicht. Seine braunen Augen schauen gedankenverloren, fast abwesend in Richtung des Betrachters. Benno Baruch war nach Aussage Ludwig Pragers ein ruhiger, sehr gütiger Mann, dessen zurückhaltendes und sensibles Wesen in dem Porträt anschaulich wird. Trotz der repräsentativen Positur wirkt er eher zurückgenommen und unsicher."
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