Alte Bäuerin, 1901

Maler Albert Weisgerber
Titel Alte Bäuerin
Datierung 1901
Material und Technik Öl auf Leinwand
Maße 84,4 x 60,5 cm
Signatur links unten: AWEISGERBER MÜNCHEN 01
Objektart Gemälde
Gattung Malerei
Inventarnummer AW 77
Sammlung Albert-Weisgerber-Stiftung, St. Ingbert
Bildnachweis © Bildarchiv Albert-Weisgerber-Stiftung/Foto: Raphael Maaß Rechte vorbehalten

Das Gemälde aus dem Jahr 1901 befand sich lange Zeit im Besitz des Kunstsammlers Ludwig Prager. 2019 wurde es zusammen mit vier weiteren Ölgemälden für die St. Ingberter Sammlung erworben.

Das Bild zählt zu einer Reihe von frühen Werken, die eindrucksvoll eine erste Auseinandersetzung des Künstlers mit der Freilichtmalerei belegen. Weisgerbers Abkehr von der dunkeltonigen Ateliermalerei und seine neue Faszination für die malerischen Problemstellungen des Impressionismus sind deutlich erkennbar. Das Bild entstand, wie auf der Rückseite der Leinwand zu lesen ist, bei einem Aufenthalt in dem bayerischen Ort Regen. 

Weisgerber hatte im Frühling 1901, nach Beendigung der Akademiezeit, dem intensiven Münchner Künstlerleben den Rücken gekehrt, um mit seinem Malerfreund Gino de Finetti bis zum Herbst im Bayerischen Wald in der Stille der Natur zu malen. Im Sommer des darauffolgenden Jahres kehrte er erneut mit Gino de Finetti zu einem Malaufenthalt in das beschauliche Dörfchen zurück. 

Wie viele Künstler seiner Generation verspürte Weisgerber den Drang, zu einer neuen, freieren Malerei zu finden. Die Konventionen der Akademie hinter sich lassend, stand im Zentrum seines künstlerischen Strebens nun die unmittelbare Auseinandersetzung mit der Landschaft und ihren Menschen, um die authentische Atmosphäre und erlebten Lichteffekte in der freien Natur unverfälscht zu erfassen.

Das einfache Leben der Bauern und ihre Arbeit in der Natur wurden zu Weisgerbers bevorzugten Motiven. Bäuerinnen, ein Schnitter, Bauernbuben unter Birkenbäumen oder ein rastender Steinbrucharbeiter boten dem jungen Absolventen der Akademie Anlass zu einer intensiven Erprobung der neuen Kunstauffassung. 

Das Gemälde Alte Bäuerin zeigt eine alte, hagere Frau mit Kopftuch. Sie sitzt auf einem Wiesenabhang, wo sie Rast macht, die knochigen Hände im Schoß übereinandergelegt. Ein mildes, freundliches Lächeln liegt auf ihrem hohlwangigen Gesicht, das durch eine spitze Nase charakterisiert ist. Auf ihrem Rücken trägt sie eine voll beladene Kiepe, die hinter ihr auf der Erde steht. 

Weisgerbers Malerei wurde sichtlich heller und farbiger. Partien gleißenden Sonnenlichtes auf Gesicht und Kleidung der alten Frau kontrastieren nahezu unvermittelt mit starken Verschattungen, die der in schnellen Zügen gemalten Figur eine geradezu plastische Wirkung verleihen. Aus dem übergeordneten Zusammenhang der Landschaft gelöst, setzt Weisgerber die Frau unmittelbar und groß diagonal ins Bild. Eine pastose Malweise mit sichtbaren Pinselstrichen charakterisiert die farblich reich nuancierte Wiese, die das warme Sonnenlicht in je unterschiedlicher Intensität wiedergibt. 

Weisgerber richtet den Blick auf das einfache Dasein der Menschen, eingebettet in die Natur und ihre bäuerliche Lebens- und Arbeitswelt.

"Das einfache Leben der Bauern und ihre Arbeit in der Natur wurden zu Weisgerbers bevorzugten Motiven. Bäuerinnen, ein Schnitter, Bauernbuben unter Birkenbäumen oder ein rastender Steinbrucharbeiter boten dem jungen Absolventen der Akademie Anlass zu einer intensiven Erprobung der neuen Kunstauffassung."