Sebastian an der Mauer, 1911

Maler Albert Weisgerber
Titel Sebastian an der Mauer
Datierung 1911
Material und Technik Öl auf Leinwand
Maße 121 x 100 cm
Signatur rechts unten: AWEISGERBER 11.
Objektart Gemälde
Gattung Malerei
Inventarnummer AW 4
Sammlung Albert-Weisgerber-Stiftung, St. Ingbert
Bildnachweis © Bildarchiv Albert-Weisgerber-Stiftung/Foto: Tom Gundelwein
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Sebastian an der Mauer
  • Sebastian an der Mauer

Nach Überlieferung der Legenda Aurea erlitt Sebastian, ein römischer Offizier unter dem römischen Kaiser Diokletian, als Strafe für seine Unterstützung des Christentums den Märtyrertod. Auf kaiserlichen Befehl hin schoss man mit Pfeilen auf ihn. Er überlebte dieses Martyrium auf Grund der Pflege der christlichen Witwe Irene. Seines ungebrochenen Freimutes wegen wurde er schließlich mit Keulen erschlagen.

In der alten Malerei wurde der Heilige häufig als bärtiger Legionär dargestellt. Wohingegen in der Frührenaissance die Darstellung des jugendlichen und unbekleideten Märtyrers, der zumeist an einen Pfahl, eine Säule oder einen Baum gefesselt ist, eine Blüte erlebte. Die Vorliebe der Epoche für die Aktdarstellung, aber auch seine Rolle als Schutzpatron gegen die Pest, trugen in späterer Zeit zu dessen wachsender Beliebtheit bei.

Die Figur des Sebastian erfuhr bei Weisgerber eine moderne interpretatorische Ausleuchtung. Zugleich reflektierte Weisgerber sein gesellschaftliches Dasein als Künstler. In der vorliegenden Fassung des Sebastian an der Mauer aus dem Jahr 1911 stellt Weisgerber die soziale Isolation und Ausgrenzung des Protagonisten in den Mittelpunkt der Bildaussage. Die Einsamkeit und Verlassenheit des Ausgestoßenen erfahren eine besondere Akzentuierung. Abseits der Zivilisation und abgeschirmt durch eine hohe, karge Mauer, steht die Figur des bärtigen Mannes gänzlich im Schatten der Szenerie. Fernab des Lebens in der hell erleuchteten Stadt sucht der Ausgestoßene unter dem schützenden Dach der Bäume ein Refugium. Der Helligkeit der Stadt steht die Verschattung am dieseitigen Ufer gegenüber und die abweisende Wehrhaftigkeit sowie Geschlossenheit der Architektur bilden das Pendant zur Schutzlosigkeit des Ausgegrenzten.

"In der alten Malerei wurde der Heilige häufig als bärtiger Legionär dargestellt. Wohingegen in der Frührenaissance die Darstellung des jugendlichen und unbekleideten Märtyrers, der zumeist an einen Pfahl, Säule oder Baum gefesselt ist, eine Blüte erlebte. Die Vorliebe der Epoche für die Aktdarstellung, aber auch seine Rolle als Schutzpatron gegen die Pest, trugen in späterer Zeit zu dessen wachsender Beliebtheit bei."